Die Nacht war trocken, aber gegen morgen nieselt es wieder. Es wird Zeit das Guhkesvágge hinter mir zu lassen. Rund 13 Kilometer sind es bis zur Brücke über den Guhkesvákkjåhkå. Am Liehtjitjávrre sieht es deutlich heller aus. Also nichts wie los. Ich warte einen günstigen Moment ab um das Zelt möglichst trocken einzupacken. Nach einem halben Kilometer erreiche ich den Tjievrajågåsj. Es ist wirklich der Bach den ich vom Zelt aus gesehen habe. Deutlich sind die Überflutungsspuren zu sehen, aber das Wasser ist abgelaufen und so stellt der Fluss kein großes Hindernis mehr dar.
Wenig später schaut mich ein Hermelin frech an, verschwindet zwischen Steinen und lugt mehrmals an einer anderen Stelle wieder hervor. Damit nicht genug, einige hundert Meter weiter fliegt ein Adler neben mir auf. Er ist so dicht, dass ich den Flügelschlag höre.
Ich folge den ganzen Tag dem Trampelpfad, welcher halb hoch durch das Tal führt und einfach zu folgen ist. Auch wenn die Wolken recht hoch sind, so nieselt es die ganze Zeit. Dazu weht ein sehr ungemütlicher Wind. Zum Glück kommt er von hinten. In den Flächen steht das Wasser und ist noch nicht abgeflossen. Die kleinen Bäche sind jedoch abgeschwollen und einfach zu queren. Eine große Pause mache ich bei diesen unangenehmen Bedingungen nicht.
Brücke über den Guhkesvákkjåhkå
Gegen 18 Uhr erreiche ich die Brücke über den Guhkesvákkjåhkå. Wie so häufig ist sie direkt über einer rauschenden Stromschnelle errichtet. Die Hängebrücke besteht aus Gittern, die an Seilen aufgehängt sind. Ich muss jedoch erst einmal hoch auf das erste Gitter kommen, denn auf der östlichen Seite fehlen die Stufen. Zum Glück hat jemand ein paar Steine aufgeschichtet und so kann ich mich samt Rucksack mit grosser Kraftanstrengung hochziehen. Die Brücke schaukelt unter meinen Schritten. Ich fasse lieber das seitliche Seil an und bin froh als ich auf der anderen Seite bin. Die Brücke ist wichtiger Teil der Verbindung zwischen dem Damm bei Suorva und dem Herz des Sareks. Folglich treffe ich auch auf einen recht ausgetretenen Weg.
Nun bin ich wieder im Sarek Nationalpark. Ein paar Rentiere begrüßen mich am anderen Ufer. Es sind die ersten die ich auf dieser Wanderung sehe. Da es recht stark weht möchte ich an die südliche Talseite um etwas Windschutz zu erhalten. Der Weg von der Brücke teilt sich recht schnell in zwei gleich breite Pfade. Ich entscheide mich für den rechten. Ein Zaun taucht auf, der mich zur Rengärde (einem Fanggehege für Rentiere) führt. Die Stangen von Zeltkoten liegen auf einer ebenen Fläche für den Winter bereit. Zwischen mir und meinem Tagesziel liegt nun der Vuojnesjågåsj. Eigentlich einfach zu waten, aber für mich sieht es mehr nach nassen Füssen aus. Ich überlege ob ich mein Zelt für eine Nacht auf dem Platz aufbaue. Aber windgeschützt ist es hier nicht gerade. Ich lande schließlich auf der Landzunge zwischen Guhkesvákkjåhkå und Vuojnesjågåsj mit Blick auf den nahen See Liehtjitjávrre. Zwischen der erhöhten Landzunge und Seeufer breitet sich Sumpft und Weidengestrüpp aus.
Das Zelt steht und aus dem Vuojnesjågåsj hole ich das Trinkwasser. Es gibt zwar Tümpel, aber schnell fließende Wasser mit reichlich Sauerstoff ist mir lieber. Pasta mit Tomaten und Hack gibt es heute. Anschließend noch einen Pott Tee. Müde falle ich ins Bett.